Schwarzes Gold

Jeder in unserer Region weiß, was damit gemeint ist – die Kohle. Auch wenn sie in Mitteldeutschland eher braun ist. Aber was auch immer nun ihre wahre Farbe ist – für manche ist sie eindeutig golden. Denn mit ihr lässt sich eine Menge Geld verdienen.

Laut Aussagen der Kohlelobby ist die Verstromung von Braunkohle die einzig wirtschaftliche und sichere Methode, unsere Haushalte verlässlich mit Strom zu versorgen. Auf den ersten Blick mag das wirklich so erscheinen. Doch schaut man etwas genauer hin, entdeckt man die versteckten Subventionen, die es ermöglichen, dass die Kohleverstromung sich noch einigermaßen rechnet. Da wäre zum Beispiel der Verzicht auf eine Förderabgabe, auf die Wasserentnahmegebühr und auf eine Erhöhung der Preise für CO2-Zertifikate, die einmal dazu gedacht waren, die Menge an CO2 in der Atmosphäre zu reduzieren. Da wird auf Geld verzichtet, dass wir zum Beispiel im Bildungssektor gut gebrauchen könnten. Aber dies ist noch nicht alles. Hat man schon einmal davon gehört, dass es Rücklagen für Folgeschäden der massiven Verschmutzung unserer Atemluft mit Stickoxiden und Quecksilber gibt? Oder für die Folgen der CO2-bedingten Erderwärmung? Eher nicht.

Damit ist die Kohle für viele andere indirekt oder direkt betroffene alles andere als golden. Da wären zum Beispiel die vielen Menschen, die ihre Heimat für den Tagebau verlassen mussten. Oder die Anwohner der großen Kraftwerke, die alle Abgase aus erster Hand abbekommen, ihre Wäsche nicht mehr im Freien trocknen können und viel seltener die Sonne sehe, da die Dampfwolken alles dicht machen. Oder diejenigen, die am Rand eines Tagebaus leben müssen – mit Lärm und Schmutz und ohne Entschädigung. Ihre Grundstücke sind keinen Pfifferling mehr wert. Eventuell später, wenn das Restloch geflutet wird und ein neuer Badesee entsteht. Vielleicht steigt das Grundwasser nach jahrzehntelangem niedrigen Stand aber auch soweit an, dass das Haus sogar im Wasser steht und nicht nur am Ufer?

Doch wollen wir nicht alles schwarzmalen. So ein Badesee mit Yachthafen und Kanupark hat doch auch etwas Gutes. Und auch der Naturschutz kommt nicht zu kurz. Auf ehemaligen wertvollen Ackerböden, um die uns der Norden und Süden beneiden, wachsen nun seltene Orchideen. Aber sie wachsen nicht überall und vorher gab es in und um den Dörfern vielfältige Lebensräume für Tiere und Pflanzen. Und wenn heute darauf geachtet wird, dass Windräder weit genug entfernt von Milanhorsten und Fledermauszugruten errichtet werden, so habe ich noch nie gehört, dass ein Tagebau nicht genehmigt wird, weil dort ganze Lebensräume dieser Tiere für Jahrzehnte vernichtet werden.

Doch solange man mit Kohle Kohle machen kann, wird sich daran nichts ändern. Da macht man auch nicht Halt vor historisch wertvollen Gebäuden. Nachdem wir den Umzug der Hoyersdorfer Kirche öffentlichkeitswirksam im Fernsehen bestaunen durften, schöpfte man in Röcken ein klein wenig Hoffnung: sollte ein Tagebau in Lützen – seit Jahren von der Mitteldeutschen Braunkohlen GmbH (MIBRAG) geplant – realisiert werden, könnte man zumindest die Taufkirche und das Geburtshaus von Friedrich Nietzsche in Sicherheit bringen. Der Kommentar der MIBRAG: „Wir sind kein Kirchenumzugsunternehmen!“ Das ist eindeutig. Würde der Tagebau also kommen, wäre Röcken samt Nietzschegedenkstätte – die international bekannt und gut besucht ist – mit der Taufkirche, dem Geburtshaus und der Grabstätte des Philosophen und 7 weiteren Ortschaften für immer von der Erdoberfläche verschwunden.

Und für die Region sieht es schon jetzt nicht mehr goldig aus: Schulen werden geschlossen, die Jungen ziehen fort – und das alles, obwohl die Kohle doch so viele Arbeitsplätze schafft und die Wirtschaft in der Region stärkt! Man versteht es nicht.

Vielleicht kommt es ja auch daher, das bestimmte Versprechen nicht eingehalten werden und man sich nicht mehr auf alle unsere gewählten Vertreter in der Politik verlassen kann. So sollte immer darauf geachtet werden, dass die Wertschöpfung in der Region bleibt. Wie passen da die Kohletransporte nach Tschechien ins Konzept? Dass unsere Heimat in tschechischen Kraftwerken verheizt wird klingt nicht sehr regional. Aber damit soll Anfang 2016 Schluss sein. Wir glauben es mal.

Trotz allem legen wir nicht die Hände in den Schoß. Seit 2006 kämpft die Bürgerinitiative „Zukunft statt Braunkohle – Region Lützen“ zusammen mit den Bürgerinnen und Bürger der Region Lützen für den Erhalt ihrer Heimat. Mit der Unterstützung kleinerer und größerer Umweltverbände und auch einigen Vertretern aus der Politik wollen wir dafür sorgen, dass unsere Heimat für unsere Kinder und Enkelkinder erhalten bleibt.

Möchten Sie uns unterstützen oder sich mit uns austauschen, können Sie sich gerne an uns wenden. Unter tagebau-luetzen@posteo.de sind wir rund um die Uhr zu erreichen.