Artikel im Amtsblatt der Stadt Lützen vom 12. September 2014

Liebe Bürgerinnen und Bürger von Lützen,

am 16. und 17. August 2014 erschien in der Mitteldeutschen Zeitung ein Artikel „MIBRAG sieht keine Ende der Kohlenutzung“. Man blickt trotz Energiewende optimistisch in die Zukunft. Die MIBRAG werde nicht zugrunde gehen, wenn eines Tages das Ende der Braunkohleverstromung gekommen sei, meint Arbeitsdirektor Heinz Jung. Man werde weiter Braunkohle fördern, es liefen Forschungen in der chemischen Industrie über die künftige Verwertung der Braunkohle. Auch gebe es weiterhin Pläne für den Bau eines neuen Braunkohlekraftwerkes – dies würde sich immer noch rechnen. Außerdem würden derzeit 4000 Menschen in Sachsen und Sachsen-Anhalt direkt im Bergbau arbeiten. Wie soll man diese Äußerungen bewerten? Wie wirtschaftlich Kohlekraftwerke derzeit sind, sieht man beim Energieriesen RWE. Der Konzern will wegen stark gefallener Preise an der Strombörse weitere Kraftwerke vom Netz nehmen. Bisher wurden bereits Anlagen mit einer Leistung von insgesamt 12.000 MW stillgelegt. Und trotzdem gehen die Lichter nicht aus…

Zur stofflichen Nutzung der Braunkohle muss man, genau wie bei den Kraftwerken, die Wirtschaftlichkeit betrachten. Forschungen zu diesem Thema gäbe es schon einige. Wegen der hohen Abbaukosten und der geringen Bedarfsmenge von Braunkohle sowie der enormen Kosten der chemischen Verfahren ist eine Wirtschaftlichkeit jedoch kaum gegeben. Es ist viel zu teuer.

Warum forscht man diesbezüglich nicht mit Biomasse? (Selbstverständlich jedoch nicht aus Nahrungs- oder Futtermitteln) Mit den 4000 Beschäftigten dürfte Herr Jung die MIBRAG nicht meinen. Auf der Internetseite der MIBRAG warb er nämlich 2012 damit, dass 20 % der Beschäftigten Auszubildende seien. Beim Nachrechnen mit der Anzahl der Auszubildenden, die im Jahr 2012 einen Beruf bei der MIBRAG erlernten, ergaben sich 1645 Beschäftigte. Warum spricht Herr Jung dann von 4000? Zudem laufen die genehmigten Abbaufelder laut eigenen Angaben bis 2040. Deshalb dürfte kein jetzt bestehender Arbeitsplatz in Gefahr sein. Aber ist nicht das Problem der MIBRAG sowieso ein ganz anderes? Ist es nicht das eigene Mutterunternehmen EPE mit seinem undurchsichtigen Finanzgebaren? (Nachzulesen im Internet in Beiträgen des Energiejournalisten Stefan Schröter.) Sind es nicht die aufwändigen Kohletransporte in die Kohlekraftwerke in Tschechien? Der Energieaufwand für weite Transporte verschlechtert noch die bereits ungünstige Umweltbilanz der fossilen Energieträger und reduziert den ohnehin geringen Wirkungsgrad der Braunkohleverstromung zusätzlich. Wie also kann sich das noch rechnen

Die MIBRAG ist abhängig von Subventionen und Befreiungen, z. B. bei der Grundwasserentnahme und der EEG-Umlage. Ohne diese milliardenschweren künstlichen politischen Hilfen wäre die Braunkohle nämlich schon heute am Ende. Die aufgeklärten Bürgerinnen und Bürger in Deutschland wissen: die Energiewende ist richtig und alternativlos! Wir als Bürgerinitiative kämpfen für den Erhalt unserer Grundstücke, unserer Dörfer, unserer Heimat. Die Gefahr eines „Tagebaus Lützen“ ist nicht gebannt. Der unabhängige Filmemacher Frank Farenski dreht gerade einen neuen Film über die Energiewende. Ein brisantes Thema dieses Films wird die Bundesautobahn A 38 in der Region Lützen sein – freigegeben im Jahr 2000. Sie verläuft mitten durch das geplante Abbaufeld. Dazu und zu weiteren Themen wird zu unserer nächsten Versammlung diskutiert werden. Sie findet am 25.09.2014 um 19.00 Uhr im Pfarrhaus Lützen statt. Sie alle sind herzlich dazu eingeladen!

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